PROJECT: Making Mysticism. Mystische Bücher in der Bibliothek der Kartause Erfurt

Das Mittelalter kennt noch keine Verwendung des Begriffs „Mystik“ als historiographische Kategorie. Eine Geschichte der Mystik steht daher vor der grundlegenden Frage, wie die Anfänge einer solchen Kategorienbildung aussehen. Ein herausragendes Paradigma für eine solche Untersuchung bietet die historische Bibliothek der Erfurter Kartause. Ihr überlieferter Bibliothekskatalog besitzt Signaturgruppen, die nach modernem Sprachgebrauch „mystische Literatur“ umfassen. Anhand dieser historisch bezeugten Bibliotheksbestände und der sie bestimmenden diskursiven Ordnungen geht das Projekt der Frage nach, wie sich die Ordnungs- und Beschreibungskategorie „Mystik“ historisieren lässt.

Ziele des Projektes sind die virtuelle Rekonstruktion, die digitale genetische Edition und eine umfassende philologische Erforschung der betroffenen Signaturgruppen. Auf diese Weise lässt sich die Konstruktion einer Sammlung „mystischer Bücher“ in der Kartause Erfurt lebendig nachvollziehen und das Profil dieser Sammlung literatur-, bibliotheks-, philosophie- und theologiegeschichtlich konturieren.

Abgeschlossen wird das Projekt mit einer Tagung, die das Profil der Erfurter Kartäuserbibliothek, ihres Katalogs und ihrer Wissensordnungen im Kontext der (europäischen) kartäusischen Klosterkultur des Spätmittelalters grundsätzlich thematisiert. Hierbei werden auch die vielfältigen Möglichkeiten eines Wechsels zwischen Close Reading und Distant Reading erprobt. Gleichzeitig sollen die besonderen Potenziale des Arbeitsbereichs „Historische Sammlungen und Digital Humanities“ diskutiert werden, die durch eine enge Kooperation zwischen Fachwissenschaft und Bibliothek erst möglich wird.

Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft für die Dauer von 36 Monaten gefördert.
Projektpartner: Deutsches Seminar, Germanistische Mediävistik, Universität Freiburg / Universitätsbibliothek Freiburg
Projektzeitraum: 01.01.2018–31.12.2020

http://making-mysticism.org